Friedhof oder Kita St. Marien? Der Standort der Schutzmantelmadonna

Im April 2022 wurde die Schutzmantelmadonna von ihrem angestammten Platz auf dem Friedhof vor die neue Kindertagesstätte St. Marien am Prozessionsweg umgesetzt. Dieser Vorgang hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst: viele empfanden den neuen Standort als sehr gut, andere bezweifelten die Rechtmäßigkeit und forderten eine Rückversetzung der Statue. Letztlich geht es im Kern um die Frage, ob die Schutzmantelmadonna durch zweckgebundene Spenden finanziert wurde – und damit auf den Friedhof gehört. Trotz intensiver Recherche im Vorfeld konnten keine Spendeneingänge festgestellt werden – das Ergebnis konnte aber so manches Gemeindemitglied nicht überzeugen.

Der Kirchenvorstand hat in seiner Sitzung im Herbst 2022 beschlossen, dass die Schutzmantelmadonna so lange vor der Kita St. Marien stehen wird, solange keine Klarheit über die Finanzierung hergestellt werden kann. Verbunden war damit ein entsprechender Klärungsauftrag. Ein Grundproblem stellte bei der Nachverfolgung die kirchliche ‚Kassationsordnung‘ dar, also die Anweisung, wann welche Unterlagen aus Datenschutzgründen zu entsorgen sind. Auszahlungs- und Bankbelege, Buchungsbelege und -anweisungen, Kontoauszüge und Spendenbescheinigungen sind jeweils nur 10 Jahre aufzubewahren. Da die Schutzmantelmadonna 1999 aufgestellt wurde, konnten sich deshalb im Pfarrarchiv außer den Jahresabschlüssen und den Kirchenvorstandsprotokollen keine weiteren konkreten Abrechnungsunterlagen finden lassen.

In seiner Sitzung am 12. Dezember 2022 hatte der Kirchenvorstand zugestimmt, dass Herr Heinz-Otto Babilon eine externe Prüfung der betreffenden Unterlagen durchführt. Die gemeinsame Suche und Forschung wurden nochmals intensiviert. Durch einen glücklichen Umstand konnte dann Licht ins Dunkel gebracht werden: auf dem Dachboden unseres Friedhofsrendanten fanden sich die alten Kassenbücher und Belegordner des Friedhofes, die für den Zeitraum relevant waren. Eigentlich hätten sie schon entsorgt sein müssen… jetzt der damaligen Prozesse.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

 1. Ein entscheidender Fund fand sich in der Jahresrechnung 1999: dort fand sich unter ‚sonstigen Ausgaben‘ eine auffällige Summe. Nach weiteren Recherchen fanden sich im Kassenbuch und im Belegordner unter der Buchungsnummer 58 mit dem Datum 01.04.1999 die Rechnung des Künstlers Ferdinand Starmann aus Neuenkirchen. Die Statue kostete 29.104,00 DM und wurde aus dem Friedhofshaushalt

2. In den Kassenbüchern und Belegordnern des Friedhofes findet sich von 1995 bis 2000 nur ein Spender: ein ehemaliger Priester hat insgesamt 2.500,00 DM für eine „neue Marienstatue“ gespendet (28.05.1997 – 67, 17.11.1998 - 259). Es sind keine weiteren Spenden nachweisbar.

3. Fazit: Die Schutzmantelmadonna wurde zu über 90% aus dem   Friedhofshaushalt finanziert. Weitere Spender*innen können nach derzeitigem Stand ausgeschlossen werden – damit kann man eine Zweckbindung nicht unterstellen.

Vielleicht kann ein weiterer Vorgang für ein ergänzende Klärung sorgen:

1. Drei größere Spendeneingänge einer Spenderin konnten für die Jahre 2001, 2002 und 2003 belegt werden (18.09.2001 – 157/01; 21.02.2002 – 36/02; 14.10.2003 – 222/03).

2. Aus den Verwendungszwecken geht aber hervor, dass diese Spenden nicht für eine Marienfigur gedacht waren, sondern für ein Denkmal auf dem neuen Friedhofsteil, der in diesen Jahren nachweislich angelegt wurde.

3. 2003 wurde von dem Künstler Ferdinand Starmann der Posaunenengel erworben, der auf dem neuen Friedhofsteil aufgestellt wurde. Der Posaunengel hat 19.324,70 € gekostet (31.07.2003 – 164/03 5000,00 €; 27.10.2003 – 14.324,20 €).

4. Zu diesem Vorgang findet sich auch ein entsprechender Kirchenvorstandsbeschluss vom 17.06.2003. Im KV-Protokollbuch heißt es: „Gestaltung des Rondells auf dem neuen Teil. Das vorgestellte Modell ‚Vier Engel mit Posaune in Bronze‘, entworfen vom Künstler Herr Starmann, Preis ca. 15.000 bis 18.000 € + 7% MWSt. wird vom Kirchenvorstand einstimmig in Auftrag gegeben. Die Engelssäule wird gestiftet von … . Die Spendeneingänge von 2001 bis 2003 stimmen mit der hier genannten Spenderin überein.

Im Ergebnis heißt das, dass der Kirchenvorstand befugt war, über eine Versetzung der Schutzmantelmadonna zu entscheiden. Die Statue wird also weiterhin vor der neuen Kita St. Marien stehen.

 

Wahrscheinlich wird es einigen schwerfallen, das zu respektieren – vielmehr können wir aus unserer Sicht für die Aufklärung nicht tun. Wer Interesse hat, kann gerne die entsprechenden Kassen- und Belegbücher einsehen. Vom 20. bis zum 31. März 2023 können sie im Pfarrbüro an den entsprechenden Öffnungszeiten eingesehen werden.

Für die kommenden Monate ist die Aufstellung einer neuen Marienfigur auf dem Friedhof geplant. Wir sind aktuell in Gesprächen mit dem Depot des Bistums Osnabrück, das viele religiöse Gegenstände eingelagert hat und grundsätzlich bereit ist, uns zu unterstützen. Grundidee ist, dass eine Marienfigur mit einem Andachtsplatz auf dem alten Friedhofsteil angelegt werden soll (wie er lt. den Kirchenvorstandsprotokollen ursprünglich geplant war): der Platz soll in Zusammenarbeit mit der AG Tod u. Trauer des PGR und des Ambulanten Hospizdienstes Bad Laer so gestaltet werden, dass man dort Gespräche führen kann – unter dem Schutz der Gottesmutter Maria. Sobald sich diese Pläne konkretisieren, werden wir Ihnen diese vorstellen.

Wir danken für Ihr Verständnis – auch wenn es etwas Zeit benötigt hat, die Dinge aufzuklären. Und wir danken Herrn Heinz-Otto Babilon, der viel Energie in die Recherche investiert hat.

Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.

 

Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Mariae Geburt

 

Sie können hier die Informationsbroschüre downloaden, die der Kirchenvorstand am 16.03.2023 herausgegeben hat. Weiterhin können Sie sich hier den Abschlussbericht von Herrn Heinz-Otto Babilon einsehen.