Die Zukunft der Vikarie

110 Jahre ist diese Perle von Bad Laer im vergangenen Jahr geworden: die Vikarie mit Heimatmuseum und Museumsgarten ist vielleicht eines der schönsten Ensembles in Bad Laer. Neben der Gestaltung im Jugendstil spricht vor allem das genutzte Baumaterial dafür – der Bad Laer Piepstein. Eine sympathische Adresse für Gäste und Einheimische: „Kleines, aber feines und interessantes Museum mit vielen kleinen Schätzen aus den vergangenen Jahrhunderten. Urig, gemütlich und informativ“, so eine Rezension auf Google.

Die andere Seite: das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Wie kann, soll die Zukunft der Vikarie aussehen? Zu diesem Thema hat am 09. Februar 2023 eine Gemeindeversammlung stattgefunden, die von vielen Interessierten besucht wurde. Die zentralen Gedankengänge des Kirchenvorstandes wollen wir Ihnen hier kurz vorstellen.

Eine kurze Geschichte…

Am 03.11.1909 fasste der Kirchenvorstand den Beschluss zum Kauf einer Parzelle, die der Witwe des Erbkötters Hohn zu Laer gehörte. Die Parzelle 332/12 (…) in Größe 10,12 ar wurde zum Preis von 6.000 M pro Scheffelsaat gekauft. Nach Plänen des Architekten H. Niehaus wurde die Vikarie 1912 fertiggestellt.

Wie der Name nahelegt, war es der Wohnsitz des Vikars mit seiner Haushälterin. Später wohnten dort auch Ordensschwestern, ein Raum wurde als erster Seelsorgeraum der Kirchengemeinde genutzt. Später war die Vikarie die tierärztliche Praxis von Dr. Ehrenbrink, seit 1984 ist das Heimatmuseum hier untergebracht. 2012/2013 wurde der Garten zum Museumsgarten (als historischer Bauerngarten) umgestaltet.

Historisch, aber auch alt…

Die Vikarie ist aktuell in hohem Maße sanierungsbedürftig. Die letzten substanziellen Sanierungen und Reparaturen sind in den 60er und 70er Jahren vorgenommen worden – seitdem wurden nur Schönheits- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Wer sich aufmerksam die Vikarie anschaut, wird schnell fündig.

Schäden:

Risse im Mauerwerk, diverse Feuchtigkeitsschäden, diverse Mängel am Dach (Dachüberstände, Anschlüsse etc.), Ausblühungen im Keller, Zustand des Dachstuhles unklar

Modernisierungsrückstau:

Fenster (von 1974), Heizung (Öl, abgängig, Anlage von 1974, Brenner von 2001), Leitungen u. Rohre, einfachste Ausstattung (u.a. Sanitär)

Besonders problematisch ist mittlerweile die Ölheizung der Vikarie und die fehlende Isolierung: die Vermietung des Gebäudes deckt schon seit 3 Jahren nicht mehr die Kosten, d.h. die Kirchengemeinde muss das jährliche Defizit aus ihrem Haushalt tragen.

Nach Einschätzung unseres Architekten, Herr Pörtner, ist das Bauwerk grundlegend zu sanieren – mit den entsprechenden Kosten.

Was tun?

Der Kirchenvorstand hat sich seit 2016 mit der Problematik beschäftigt. Es gab 2 Machbarkeitsstudien und drei Lösungsansätze, die sich aber alle als nicht tragfähig erwiesen haben.

1. Die Vikarie als Kita (2017)

Die Vikarie sollte Teil einer neuen Kita St. Marien werden, die mittlerweile am Prozessionsweg gebaut wurde: geplant war eine dreizügige Einrichtung, das Nachbargrundstück (Kesselstr. 2) hätte erworben werden müssen. Gegen diese Planungen hat sich die Gemeinde Bad Laer ausgesprochen, die eine fünfzügige Kita bauen wollte - um den zukünftigen Bedarf zu decken. Für eine fünfzügige Kita waren die Grundstücke jedoch zu klein.

2. Die Vikarie als Pfarrheim (2021)

Die Vikarie sollte zum Pfarrheim umgebaut werden, ein großer Pfarrsaal an das Gebäude angebaut werden. Wiederum hätte das Nachbargrundstück (Kesselstr. 2) erworben werden müssen, um eine entsprechende Zufahrt zu sichern. Diese Lösung hatte sehr viel Charme – war aber letztlich nicht zu bezahlen. Neben einer teuren Sanierung und einem Anbau hätte ein weiteres Grundstück erworben werden müssen.

3. Sanierung der Vikarie durch die Kirchengemeinde und Refinanzierung über Mieterträge

Eine Sanierung der Vikarie und eine Refinanzierung über eine Vermietung ist wirtschaftlich nicht rentabel – das haben umfangreiche Berechnungen ergeben. Die Kaltmiete müsste pro qm bei 20 bis 22 € liegen – da findet man wohl keinen Mieter.

Zusammenfassung

  1. Der Vikarie weist einen hohen Sanierungsbedarf auf.
  2. Es ist nicht gelungen, die Finanzierung der Vikarie über ein entsprechendes Konzept zu sichern (siehe Seite 7).
  3. Da sich die finanziellen Spielräume der Kirchengemeinde in den kommenden Jahren reduzieren werden und noch einige andere größere Sanierungsprojekte anstehen (Pfarrheim, Kirche u.a.), sind die finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde begrenzt. Eine Gebäudeerhaltung ohne eigene Funktion ist nicht Auftrag einer Kirchengemeinde und kann nicht geleistet werden.
  4. Der Kirchenvorstand will, dass das Gebäude in dieser Form erhalten wird und nach Möglichkeit auch die Nutzung als Heimatmuseum.
  5. Da der Kirchenvorstand keinerlei Möglichkeit der Erhaltung durch die Kirchengemeinde sieht, wird man die Vikarie abgeben müssen.
  6. Der erste Ansprechpartner für einen Verkauf (evtl. mit Erbpacht) ist die Gemeinde Bad Laer. Weiterhin werden Gespräche gesucht mit dem Arbeitskreis Heimatmuseum und dem Heimat- und Mühlenverein e.V..
  7. Ein Verkauf in private Hände ist die allerletzte Alternative und sollte vermieden werden.

Die Reaktionen auf der Gemeindeversammlung waren sehr sachlich und lösungsorientiert. Wir hatten den Eindruck, dass unsere Haltung nachvollzogen werden konnte – aber alle sehr engagiert an einem Erhalt der Vikarie interessiert sind.

Wir hoffen auf Ihr Verständnis bei dieser schwierigen Entscheidung.

Ihr Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Mariae Geburt

Sie können hier die Informationsbroschüre hochladen, die ab dem 16.03.2023 in der Gemeinde verteilt wird/wurde.